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Warum die Bauern wirklich auf die Straße gehen – Bauernproteste 2024

Mein persönlicher Blick auf die Bauernproteste im Januar 2024

Die Erlebnisbäuerinnen mit denen ich zusammen arbeite gehören nicht zu denen die laut sind und auf die Strasse gehen. Warum sie es diesmal tun erklärt mir, wie wichtig ihnen das Anliegen ist und dass sie unbedingt gehört werden wollen.

Sie kämpfen für die Zukunft der deutschen Landwirtschaft und die Zukunft ihrer Kinder!

Insgesamt kann man sagen, dass große Unzufriedenheit herrscht.

#zukunftlandwirtschaft #zukunftbayern

Zum Start der Protestwoche in München

Mit Traktoren und Kuhglocken waren die Bauern am 8. Januar 2024 in München unterwegs und haben demonstriert, total friedlich und die Traktoren in Reih und Glied ordentlich eingeparkt auf der Leopold und Ludwigstrasse bis zum Odeonsplatz. Viele Traktoren geschmückt mit großen Plakaten, es gab viel zu sehen.

Im weiteren Verlauf der 2. Januarwoche waren viele der bayerischen Erlebnisbäuerinnen und –bauern, die ich kenne,  auf der Straße. Der bayerische Bauernverband hat zu einer Protestwoche aufgerufen, die in ganz Deutschland stattfand, mit Großdemo am Montag, den 15. Januar in Berlin, wo sie ihren Abschluss finden soll.

Volle Unterstützung erhalten die Bauern auch von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Sie erklärt, dass Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft von der Regierung ein Zeichen braucht, dass sie gebraucht und gewollt ist.

Schaut man sich in diesen Tagen die insta posts der Bauernhöfe an, so findet man viele Erklärungen für ihr persönliches „Warum“ sie auf die Strasse gehen.

Was treibt sie an und warum sind die Kürzungen der Regierung für sie nicht zu akzeptieren?

Klar ist, dass es um mehr geht,  als nur die Kürzung der Zuschüsse zum Agrardiesel.

Sie tun es für sich und ihre Familien, um die Existenz ihrer Höfe weiterhin zu erhalten und sich selber zu ernähren.

Das Warum der Bauernfamilien

Hier meine persönliche Zusammenfassung:

Mit Bäuerin Brigitte am Odeonsplatz

Erlebnisbäuerin Brigitte vom Erlebnisbauernhof Berchtold

@erlebnisbauernhof_berchtold

Demos sind nicht so mein Ding. Von Landwirtschaft alleine kann heute ein Hof fast gar nicht mehr leben. Viele Höfe werden im Nebenerwerb betrieben oder es gibt verschiedene Standbeine wie z.B. Direktvermarktung (Hofladen) oder auch Erlebnisbauernhof. Brigitte ist leidenschaftliche Erlebnisbäuerin. Sie erzählt, dass sie bei den Besuchen der Gruppen die beste Möglichkeit hat in den Dialog zu gehen und Dinge zu erklären. Denn dann können sie nicht mißverstanden werden.

Friederike von Bauernhof Markting

@friederike.bauernhof.marketing

Sieht mit großer Sorge, dass es vielen Landwirten um sie herum nicht gut geht.

Das liegt daran, dass Bürokratie, immer neue Vorschriften, steigende Kosten und gesellschaftliche Ansprüche ohne Hintergrundwissen und Sachverstand, weniger Wertschätzung und Respekt zu Perspektivlosigkeit, Frust und Verzweiflung führen .

Es geht hier nicht nur um den Agrardiesel und das grüne Kennzeichen sondern um die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland und um unsere Ernährungssicherung.

Landwirtin Isa Hielscher

@isa.hielscher

Landwirtschaft ist wichtig: für die Sicherung der Lebensmittelversorgung, aber auch für den Erhalt des gesamten ländlichen Raumes.

Sie will falsch verbreitete Fakten richtig stellen, z.B.

Der durchschnittliche Landwirt arbeitet für einen Stundenlohn von etwa 12-13€ (wenn man mit einer Arbeitszeit von acht Stunden am Tag rechnet, was unrealistisch in der Landwirtschaft ist).

Mit Bäuerin Monika auf der Leopoldstrasse München

Erlebnisbäuerin Monika vom Erlebnishof beim Strauß

@erlebnisbauernhof_beim_strauss

Wir sind eine große Gemeinschaft jeder zwar sehr individuell aber mit einer große Leidenschaft – Produkte zum Verzehr zu erzeugen und das freiwillig an 365 Tagen im Jahr

Unser Hof ist vergleichbar mit einem kleinen Handwerksbetrieb, die Familie hilft zusammen und alle leben gut, aber sicherlich nicht im Überfluss alle Investitionen müssen genau überlegt und geplant werden, da das vom Gewinn abgeht, wenn aber kein Gewinn erzielt wird, wovon sollen wir leben und die Zukunft des Betriebes steht in Frage

Wir können unsere Produkte sehr schwer im inland verkaufen da von den Ostländern auch Ukraine sehr viel importiert wird natürlich günstiger, aber zu welchem Standard – wir können nur mit der staatlichen Unterstützung einigermaßen wettbewerbsfähig bleiben.

Bäuerin Monika vom Sieberhof

@sieberhof

Wünscht sich eine Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland

  • Für gesunde, heimische Nahrungsmittel
  • Für den Natur-, Arten- und Umweltschutz
  • Für den Ausbau der erneuerbaren Energien
  • Für uns alle
  • Für den Frieden

Für Sie und ihren Hof ist es wichtig, sich unabhängig von der reinen Produktion und der Vermarktung von Lebensmitteln zu machen. Damit der Hof auch von den Kindern noch weiter geführt werden kann.

Bäuerin Sonja vom Westerhof

@westerhof.overath

Es geht um Respekt und Anerkennung einer Branche, die die Grundlage zum Leben erzeugt, zu Preisen für die andere nicht mal Aufstehen würden

Es geht um eine Zukunft für unseren Berufsstand, für unsere Produkte und für alle Menschen die zukünftig Landwirtschaft betreiben wollen.

Erlebnisbäuerin Melanie und Bauer Thomas

@gemuese_kutscherhof_drechsler

Hallo, gestern waren wir mit unseren Berufskollegen in Nürnberg am Hauptmarkt, hier werden täglich unsere regionalen Produkte aus dem Knoblauchsland verkauft. Gestern haben wir für die Zukunft unserer Familie und Betriebe demonstriert. Wenn man darüber nachdenkt, eigentlich sehr schade. Normalerweise müsste jeder auf seinen Gemüsebaubetrieb sein und Salate, Tomaten, Gurken im Treibhaus pflanzen. Das wäre das, was wir wollen, aber mit diesen Auflagen und Erhöhungen, ob Co2 Steuer, neuer Gaspreise und noch viel mehr, ist es nicht mehr betriebswirtschaftlich. Das macht uns große Sorgen. Wir hoffen, auf euer Verständnis, denn wenn wir alles umlegen müssen, betrifft es euch auch. Also lasst uns gemeinsam friedlich, sachlich und demokratisch Demonstrieren für unsere und euere Familien.

Was bedeuten die Proteste für BauernhofTouren

Fasst man die verschiedenen Ansichten zusammen, so sind es folgende Themen die die Bäuerinnen und Bauern beschäftigen:

  • Sicherung der Ernährung mit regionalen Lebensmitteln
  • Existenz des Hofes sichern auch mit Blick auf die nächste Generation
  • Faire Bezahlung
  • Wettbewerbsfähig bleiben
  • Wertschätzung
  • Respekt
  • Aufklärung über landwirtschaftliche Themen wie Tierhaltung, Ackerbau etc.

Im Rahmen der Bauernhofbesuche von BauernhofTouren und dem Programm Erlebnisbauernhof betreiben die Bäuerinnen und Bauern schon seit vielen Jahren Aufklärungsarbeit über Ihren Alltag und das Führen eines Bauernhofs. Die Dialoge finden im Kleinen statt, wenn Gruppen den Hof besuchen. Während dieser Besuche kann sich jeder seine eigene Meinung bilden und viele gehen nach einem Bauernhofbesuch mit ganz neuen Gedanken vom Hof, weil sie die Dinge nun besser verstehen.

Ich möchte allen Bäuerinnen und Bauern den Rücken stärken, weil sie mir schon seit vielen Jahr mit ihrer Arbeit und ihrem Wahnsinnseinsatz sehr am Herzen liegen.
Die Zusammenarbeit mit jeder einzelnen Bauernfamilie ist mir weiter wichtig. Meine Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit allen waren immer auf Augenhöhe, respektvoll und mit meiner vollen Bewunderung für das was sie Tag für Tag tun. Sie arbeiten wahrscheinlich mehr als jeder von uns, der das hier liest. Sie erledigen ihre Arbeit mit Herzblut, machen viel aus Idealismus und bekommen dafür wenig oder kein Geld.

Mit BauernhofTouren beginnen wir ja schon früh den Kindern zu erklären, wo unser Essen herkommt.

Und wer kann besser den Kindern erklären, was Landwirtschaft wirklich bedeutet und wie unser Essen hergestellt wird, als die vielen Erlebnisbäuerinnen und Bauern da draußen.

In Bayern sind es oft kleine Betriebe, die auch im Bereich Erlebnisbauernhof aktiv sind. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wenn einige von ihnen schließen müssten. Da würde wirklich viel Wissen verloren gehen.

Also ich kann nur sagen, dass es um jeden einzelnen Hof schade wäre, der jetzt aufgeben müsste.

Der Besuch eines Erlebnisbauernhofes war noch nie wichtiger als heute

In den letzten beiden Jahren habe ich gemerkt, wie groß der Zuspruch ist, einen Erlebnisbauernhof zu besuchen. Und genau da will ich weitermachen. Mit allen Bäuerinnen und Bauern, die jetzt schon an meiner Seite sind und vielen mehr.

Zu den Erlebnisbauernhöfen mit denen ich zusammenarbeite geht es hier:

Wenn auch DU mit deinem Hof an einer Zusammenarbeit interessiert bist, lass mir gerne eine Nachricht hier zukommen.

Für die kommenden Tage der Demos und Verhandlungen wünsche ich allen eine friedliche und angebrachte zukunftsträchtige Lösung.