In meinem heutigen Interview stellt sich Bäuerin Lucia Bradl vom Kuh-Abenteuerbauernhof vor. Sie absolviert straffe Tage auf Ihrem Bauernhof. Denn sie kümmert sich nicht nur um die Tiere sondern auch um ihre 3 Mädels. Zusätzlich engagiert sich Lucia als Vorständin in der Interessensgemeinschaft „Lernort-Bauernhof“. In dieser IG haben sich staatlich qualifizierte Erlebnisbäuerinnen und -bauern zusammengeschlossen und möchten Kindern und auch Erwachsenen Einblicke in ihre landwirtschaftliche Betriebe geben.
Bitte stell Dich und Deine Familie kurz vor?
Bei uns am Hof wohnen mein Mann und ich mit unseren drei Töchtern (15, 12 und 9 Jahre) und meine Eltern.
Wie bist Du Bäuerin geworden?
Ich wurde als älteste von vier Mädels in den Hof „hineingeboren“. Nach einigen Jahren in der Bank, der Einheirat von meinem Mann in unserem Hof, bin ich nach der Geburt unserer zweiten Tochter ganz Bäuerin geworden.
Was passiert an einem normalen Tag bei Dir auf dem Hof?
Die Stallzeiten morgens und abends geben den Tagesablauf vor. Ich verbringe ca. 35 Stunden pro Woche mit Stallarbeit. Während der Saison kommen oft an vier bis fünf Tagen pro Woche Gruppen zu uns auf den Hof. Da braucht dann meist vorbereiten und anschließend wieder aufräumen. Die restliche Zeit verbringe ich wie alle Mamas mit der Versorgung der Kinder und Taxidienst.
Was macht Deiner Meinung nach eine gute Bäuerin aus?
Dass die Bäuerin ihren Platz am Hof findet, mit einer Arbeit, die ihr Spaß macht. Denn da wir viele Stunden arbeiten und wenig Freizeit haben, ist man auf Dauer nur gut und zufrieden, wenn man die Arbeit gerne macht. Ich habe das große Glück, dass meine Familie bei meinen Plänen mitmacht!
Wer hilft Dir auf dem Hof?
Wer mir auf dem Hof hilft, ist hier die falsche Frage. In der Landwirtschaft macht mein Mann die Hauptarbeit und alle, auch meine Eltern und die Kinder, helfen mit. Für den Erlebnisbauernhof habe ich eine Teilzeitmitarbeiterin als Unterstützung.
Welches sind Deine Lieblingstiere?
Am liebsten bin ich bei den Kälbern.
Wann stehst Du in der Regel auf? Was machst Du zuerst?
Normal stehe ich kurz vor fünf auf und gehe dann zum Melken. Ich versuche vor sieben wieder im Haus zu sein, dass ich die Kinder noch kurz treffe, bevor sie zur Schule gehen.
Warum hast Du Dich entschieden, Deinen Hof für Kinder zu öffnen?
Ich finde es toll, wie sich die Kinder begeistern können und auf dem Hof manchmal richtig aufblühen. Für mich selbst bedeutet es viel mehr Abwechslung in meinem Arbeitsalltag. Natürlich verdiene ich auch mein Geld damit.
Was ist das größte Abenteuer auf Deinem Hof?
Das größte Abenteuer für die meisten Kinder ist eine Geburt eines Kalbes mitzuerleben. Ansonsten gibt es da sehr unterschiedliche Interessen. Manche Kinder finden es sehr aufregend unseren Gockel Perri aus der Hand fressen zu lassen, andere finden eine tolle Heuschlacht super.
Ja und für unsere Familie gibt es natürlich auch Abenteuer, wobei das vielleicht der falsche Begriff ist. Aber mit Abstand die meiste Spannung herrscht bei uns beim Gras silieren. Sobald wir uns dazu entschlossen haben, dass wir mähen, soll das Wetter drei Tage optimal sein. Und da wird es schon manchmal spannend, wenn ein nicht geplantes Gewitter in die Nähe kommt.
Was gibt es für Gruppen, die Deinen Hof besuchen, zu essen?
Wir bieten nur eine kleine Verpflegung in Form von Brotzeit oder Kochen am Lagerfeuer an. Hier kann man zwischen Eintopf und Würstl mit Stockbrot ausuchen.
Was wünschst Du Dir für 2017? Was ist Deine Vision?
Für 2017 wünsche ich mir als erstes Gesundheit und Glück in Familie und Hof. In Sachen Erlebnisbauernhof möchte ich dieses Jahr mehr Programme für Erwachsene – mit und ohne Behinderung – ausprobieren. Aber ich bin erst beim Ideensammeln.
Welche Rolle spielt dabei Lernort Bauernhof und Deine Tätigkeit als Vorstand?
Momentan bereite ich den Rechenschaftsbericht für die Hauptversammlung im Februar vor.
In der Interessengemeinschaft haben wir fürs Frühjahr eine gemeinsame Veranstaltungsreihe geplant, für diese suchen wir gerade Werbemöglichkeiten und dann schauen wir, was das Jahr bringt. Ganz toll finde ich die regionalen Treffen im Raum Augsburg, da gibt es keinen Konkurrenzkampf, sondern alle arbeiten bei Öffentlichkeitsaktionen zusammen.
Und solltet Ihr Euch für einen Besuch auf einem der Erlebnisbauernhöfe westlich von München bis ins Allgäu interessieren, so findet Ihr hier die aktuellen Termine für März bis April 2017.